Martin Neukom, 26.03.2018
Dieser Text erschien Ende März 2018 in der Zeitung PS (www.pszeitung.ch).
Warum die Axpo Beznau nicht längstens abgeschaltet hat.
Nachdem das AKW Beznau 1 mehr als 3 Jahre wegen Sicherheitsmängeln stillstand, möchte die Axpo den Schrottmeiler nun wieder in Betrieb nehmen. Was die Sicherheit betrifft, ist dieser Entscheid fahrlässig. Aber es stellt sich ebenso die Frage: Lohnt sich das finanziell überhaupt noch?
Eine einfache Abschätzung: Laut Tagesanzeiger hat die Axpo in den vergangenen Jahren insgesamt 2.5 Milliarden Franken investiert in die Nachrüstung und die Erneuerung von Beznau. Was steht auf die Einnahmenseite? Bei einem Börsenpreis von rund 4 Rp/kWh nimmt die Axpo mit Beznau 1 jährlich etwas mehr als 100 Millionen Franken ein. Man rechne, wie lange es dauert, bis nur mal so viel eingenommen würde, wie jüngst investiert. Dazu kommen noch Kapital- und Betriebskosten sowie die Einlagen in den Stilllegungs- und Entsorgungsfonds. Dabei ist höchst fraglich, ob Beznau überhaupt noch lange weiterlaufen kann, oder ob nicht bald das nächste Problem auftaucht. Beznau ist jetzt schon 49 Jahre am Netz und ist das älteste noch betriebene AKW der Welt.
Da geht einiges nicht auf. Warum macht die Axpo etwas betriebswirtschaftlich so Unsinniges? Zwei Thesen dazu: Wenn Beznau vom Netz geht, muss es zurückgebaut werden. Dann wird es richtig teuer. In den Fonds für die Stilllegung und Entsorgung liegen zurzeit 6 Milliarden. Das reicht niemals für alle AKW und die Endlagerung. Wenn diese Kosten fällig werden, kommt es zur Krise in der Axpo. Dabei hat die Axpo schon in Vergangenheit mehrere Milliarden Verlust geschrieben. Dann wird es für die Axpo-Führung richtig unangenehm. Darum, so die These, versucht die Axpo-Leitung diesen Moment so lange wie möglich hinauszuschieben.
Meine zweite These lautet: Ideologie. Die Axpo-Führung hat nun jahrzehntelang die Erneuerbaren Energien verspottet (und das tun sie heute noch), eine Kehrtwende scheint psychologisch äusserst schwierig. Ich habe mich schon mit verschiedenen Axpo-Funktionären unterhalten und dabei scheint mir, dass sie sich nie mit den Erneuerbaren Energien auseinandergesetzt haben. Aus ihrer Sicht kann erneuerbare Energieversorgung aus Prinzip nicht funktionieren. Offenbar ist bei der Axpo-Geschäftsleitung noch nicht angekommen, was seit einigen Jahren im Bereich der Erneuerbaren weltweit passiert. Angestossen durch Deutschland wurde die Solarenergie so günstig und effizient, dass heute in manchen Ländern Kohlestrom durch Solarstrom verdrängt wird. Und das ohne Subventionen. Auch die Entwicklung der Windenergie ist äusserst beeindruckend. Und beides wird von Jahr zu Jahr günstiger. Die Realität wird die Axpo irgendwann einholen. Es ist aber zu befürchten, dass dies noch etwas dauert.
![]() | Martin Neukom Kantonsrat Zürich |
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Im September 2012 trat ich als Präsident der Jungen Grünen Schweiz nach 4 Jahren Amtszeit zurück.
Seit April 2014 sitze ich im Zürcher Kantonsrat für die Grünen und bin in der Kommission für Planung und Bau (KPB).
Ich arbeite in der Forschung an organischen Sollarzellen und studiere Phot...